Mindestlohn könnte tausende Arbeitsplätze gefährden

Die Große Koalition hat den flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn beschlossen. Arbeitnehmer aus dem Niedriglohnsektor, die bisher kaum mit ihrem Gehalt auskamen, jubeln über die 8,50 Euro, die ihnen nun pro Stunde zustehen, doch Wirtschaftsforscher warnen vor einer neuen Welle der Arbeitslosigkeit.

Mindestlohn: Rettung oder Jobfalle?

Für Arbeitnehmer, die bisher nur 4 Euro die Stunde erhielten, klingt der Mindestlohn von 8,50 Euro nach einer drastischen Verbesserung. Wirtschaftsforscher dagegen sehen die Gefahr, dass Arbeitgeber und Unternehmer die Verluste, denen sie sich durch die Einführung des Mindestlohnes stellen müssen, durch Einsparungen im Personalbereich ausgleichen werden, was zu einem neuen Anstieg der Arbeitslosigkeit führen könnte. Man befürchtet 200.000 bis 1.000.000 verlorene Jobs, vor allem in Ostdeutschland: Statt einer besseren Arbeitswelt warten gestrichene Stellen, durch Maschinen automatisierte Arbeit oder Verlagerungen der Produktion ins Ausland, wo die Arbeitskosten geringer sind, warnen die Wirtschaftsforscher. Besonders gefährdet seien Arbeitsplätze in der Gastronomie und im Dienstleistungsbereich.

Neue Arbeitslosigkeit oder Wegfall der Lohndrücker?

Allerdings stellt sich die Frage, welche Arbeitsplätze durch den Mindestlohn wegfallen. Stundenlöhne unter 8,50 Euro findet man vorwiegend bei Minijobs und Zeitarbeitsfirmen, die ohnehin für ihre systematische Ausbeutung von Arbeitskräften bekannt sind. Oft liest man Vergleiche, dass ein Harz IV-Empfänger monatlich besser über die Runden kommt als ein Geringverdiener.

Wenn sich Minijobber finanziell also kaum von den Empfängern des Arbeitslosengeldes unterscheiden, muss man sich fragen, ob „Geringverdiener“ bloß ein beschönigendes Wort für die Statistik darstellt, das von der wirklichen Zahl derer ablenkt, die zwar beschäftigt sind, mit ihrem Gehalt jedoch nicht die Grundnotwendigkeiten decken können. Zudem bewegt sich der Stundenlohn von 8,50 Euro noch immer im Niedriglohnbereich. Leben kann man davon nicht. Dementsprechend begrüßen Befürworter des Mindestlohns den Wegfall von Stellen, die das Lohndumping und Geschäftsmodelle, die moderner Sklaverei gleichen, aufrechterhalten.

Mindestlohn die richtige Lösung?

Trotz aller Kritik sind die Wirtschaftsforscher der Meinung, dass der Mindestlohn die Situation vieler Arbeitnehmer aus dem Niedriglohnsektor verbessern wird. Dennoch wird die Reform eine Menge Verlierer mitbringen. Sollte der Mindestlohn jedoch tatsächlich eine neue Welle der Arbeitslosigkeit anschwemmen (oder aufdecken, wie viele Arbeitnehmer in Deutschland durch Niedriglöhne ausgebeutet wurden), bleibt die Frage, ob der Mindestlohn überhaupt eine sinnvolle Maßnahme ist. Kritiker, die sowohl den Mindestlohn als auch die Notwendigkeit eines Niedriglohnsektors ablehnen, befürworten als Alternative ein bedingungsloses, von der wirtschaftlichen Situation des Einzelnen unabhängiges Grundeinkommen.

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Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 25.11.2014