Ernst Prost, der Chef und Eigentümer der Ulmer Motorenölfirma Liqui Moly, war bislang dafür bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nahm. Der Unternehmer gefiel sich in unverblümten Äußerungen, sorgte in Talkshows von Markus Lanz bis Harald Schmidt für lebendige Debatten und zeigte seinen markanten Schnauzer in der Werbung. Für Mindestlohn und Reichensteuer, gegen unverantwortliche Banker und Zockermentalität – mit seinen volkstümlichen Ansichten inszenierte sich der in einem Schloss residierende Freund schneller Autos gern als verantwortungsvoller Unternehmer und gütiger Boss. Auf Werbeplakaten und in Fernsehspots warb er persönlich für seine Firma und pries sie als einen Hort der Liebe, des Anstands und des Respekts für Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner.
In der Tat scheint es Ernst Prost bisher gelungen zu sein, auch in seiner Unternehmensführung beachtliche Gewinne mit sozialem Gewissen zu vereinbaren. Die Mitarbeiter von Liqui Moly kennen ihren Chef allerdings auch von einer weniger sympathischen Seite. Einige Mitarbeiter von Liqui Moly, die aus Sicht des Chefs das Unternehmen gefährdet haben, wurden in an die gesamte Belegschaft gerichteten Emails von Prost mehrfach mit vulgären und beleidigenden Worten unbeherrscht abgekanzelt. In einer der Mails machte der Chef auch nicht vor Anspielungen auf das Sexualleben einer entlassenen Führungskraft halt.
Zunächst hatte Prost noch versucht diese Ausfälle als Teil der offenen Unternehmenskultur in seiner Firma zu rechtfertigen. Mittlerweile ist er jedoch in sich gegangen und hat die Konsequenzen gezogen. Ernst Prost will sich weder in der Werbung noch in Talkshows mehr sehen lassen – die ersten Anfragen von Talkshowredaktionen hat er bereits abgelehnt.
Gravierendes Fehlverhalten von Mitarbeitern will der Liqui Moly-Boss zwar nach wie vor firmenintern öffentlich machen, E-Mails aber so verfassen, dass sie keinen Anlass zu Kritik mehr böten. Der reuige Chef hat sich vorgenommen, in Zukunft an seinen Formulierungen zu feilen, bis selbst einer Veröffentlichung bei Facebook nichts mehr im Weg stünde.