Bilanz im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit – Haben die Maßnahmen der EU gegriffen?

Jugendarbeitslosigkeit ist ein großes Problem in Europa. Dem wollte die EU ein Ende setzen, Milliarden wurden für entsprechende Programme zur Verfügung gestellt – doch was haben die Maßnahmen wirklich bewirkt?

Die Jobkrise der jungen EU-Bürger

Während in Deutschland die Jugendarbeitslosigkeit mit 7% unterdurchschnittlich gering ist und die Betriebe händeringend nach Fachkräften suchen, kämpft in Krisenländern wie Spanien oder Griechenland jeder zweite junge Mensch gegen die Arbeitslosigkeit. Ende 2012 war jeder vierte junge EU-Bürger unter 25 arbeitslos. In der gesamten EU machte dies einen Satz von 23 % aus, in Spanien und Griechenland waren jedoch bisweilen über 50% der Jugendlichen betroffen.

Hochfliegende Pläne für Gegenmaßnahmen

Der Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit würde teuer werden, darüber war man sich von Anfang an im Klaren, doch man bekräftigte auch, dass die Arbeitslosigkeit selbst den Steuerzahler langfristig mehr kosten würde als die Sanierungsmaßnahmen. Das Zauberwort der EU-Arbeitsminister zur Bekämpfung der unhaltbaren Zustände hieß „Jobgarantie“: Anfang 2013 beschloss man, dass jedem Jugendlichen binnen vier Wochen nach Abschluss ihrer Ausbildung oder nachdem sie ihre Arbeit verloren haben, ein fester Arbeitsplatz oder ein Praktikum in Aussicht gestellt werden sollte. Zu diesem Zweck stellte die EU 10 Milliarden Euro zur Verfügung. Des Weiteren hat die EU 6 Milliarden Euro bereitgestellt, um die entsprechenden Programme der Mitgliedstaaten zu fördern.

Ernüchterung

Diese verheißungsvollen Ankündigungen gaben zunächst Anlass zur Hoffnung, doch ein Blick auf die Ergebnisse der Maßnahmen wirkt ernüchternd: Es hat sich praktisch nichts verändert, seit die EU Anfang 2013 ihre Beschlüsse für den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit kundgab. Die 6 Milliarden Euro, die die EU den Mitgliedsländern zur Verfügung gestellt hat, sind im Oktober 2014 nur zu Bruchstücken ausgegeben, doch Frankreich fordert schon jetzt weitere Mittel. Das Geld ist da, doch die Programme werden nur schleichend erarbeitet und verwirklicht. Auch die versprochene Jobgarantie hat bisher ebenfalls keine messbaren Verbesserungen gebracht. Die langsame Vorgehensweise wird auf den Schultern der arbeitslosen jungen Menschen ausgetragen, die in den eineinhalb Jahren, in denen sie auf eine Verbesserung des Arbeitsmarktes hofften, weiterhin mit der Perspektivlosigkeit kämpfen.

Deutsches Negativ-Beispiel

Deutschland, das statt mit Jugendarbeitslosigkeit mit Fachkräftemangel ringt, entwickelte das Programm „MobiPro EU“, um beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Man wolle jungen Menschen aus ganz Europa Jobmöglichkeiten bieten und damit zugleich den Mangel im eigenen Land beheben. Eine gute Idee – das fanden auch die 9000 jungen Menschen aus ganz Europa, die sich daraufhin auf das Programm bewarben. Doch aufgrund einer kolossalen Unterfinanzierung und gnadenloser Überforderung der zuständigen Behörden musste das Projekt bereits nach wenigen Monaten auf Eis gelegt werden. Die Enttäuschung bei den hoffnungsvollen Jugendlichen war groß, die Bundesregierung musste sich dem Vorwurf stellen, eine Leistung angeboten zu haben, ohne mit potenziellen Nutzern zu rechnen.

Hoffnungsschimmer

Allerdings gibt es einen Silberstreif am Horizont: Im litauischen Vilnius verzeichnet das Pilotprojekt des örtlichen Arbeitgeberverbandes erste Erfolge: Junge Menschen, die seit langem auf der Suche nach Arbeit waren, werden dort intensiv betreut, geschult und unterstützt. Mehr als einem Viertel der Teilnehmer konnte mittlerweile einen Arbeitsplatz vermittelt werden. Vilnius zeigt also, dass die Jobgarantie funktionieren kann – wenn alle Beteiligten mit vollem Einsatz bei der Sache sind.

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Veröffentlicht in Allgemein am 20.10.2014