Deutsche Bank Chef Fitschen sieht Zinspolitik der EZB kritisch

Die EZB, die Europäische Zentralbank, legt die Zinsen fest, zu denen sich die Geschäftsbanken Geld leihen können. Um angeschlagene Banken in Ländern, die von der Finanzkrise besonders hart betroffen sind, zu unterstützen und ihnen zu erleichtern, an frisches Kapital zu kommen wird dieser sogenannte Leitzins sehr niedrig gehalten. Erst im Mai wurde der Zinssatz von vorher 0,70 Prozent auf gerade einmal noch 0,50 Prozent gesenkt. Dadurch ist Kapital so billig wie noch nie. Diese Niedrigzinspolitik ist nicht nur positiv, sondern hat auch negative Auswirkungen.

Wie wirkt sich die Niedrigzinspolitik aus?

Weil Kapital so billig wie noch nie ist, wird viel Geld in die Märkte gepumpt. Dadurch kann die Inflation angeheizt werden. Auch Kleinanleger leiden unter den niedrigen Zinsen, da es kaum noch einigermaßen sichere Geldanlagen mit einer Rendite gibt, die sich lohnt. Die Verzinsung solcher Geldanlagen ist einfach zu niedrig. Im Jahresdurchschnitt 2012 betrug beispielsweise die Inflationsrate rund 2 Prozent. Wenn Sie Ihr Geld gewinnbringend anlegen wollten, müssten Sie eine Anlageform wählen, deren Rendite über der durchschnittlichen Inflationsrate liegt, weil sich sonst Ihre Investition nicht vermehrt, sondern durch die Inflation aufgezehrt wird. Gegenwärtig gibt es kaum Bankkonten, die eine solche Verzinsung anbieten. Dadurch verringern sich die zur Verfügung stehenden Finanzmittel, weil weniger Anreiz zum Investieren besteht.

Was können Sie tun?

Gegen die Niedrigzinspolitik der EZB können Sie als privater Anleger nicht viel unternehmen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, auf andere Anlageformen auszuweichen, die höhere Rendite bieten. Aktienfonds bieten zum Beispiel im Vergleich zu Spareinlagen bei Banken deutlich höhere Renditen. Dafür müssen Sie jedoch auch größere Risiken in Kauf nehmen. Eine interessante Möglichkeit der Geldanlage sind Immobilien, die als sichere Geldanlage gelten. Die Politik der niedrigen Zinsen kann jedoch dauerhaft nicht aufrechterhalten werden. Dadurch werden ineffiziente Banken unterstützt und mit öffentlichen Mitteln künstlich am Leben erhalten. So werden die Gesetze des Marktes außer Kraft gesetzt und alle, besonders aber die kleinen Leute, müssen am Ende die Zeche zahlen. Fitschen fordert daher, dass die Realzinsen wieder positiv werden müssen. Das bedeutet im Klartext, dass die erzielbaren Renditen über der Inflationsrate liegen müssen. Dadurch steigt der Anreiz zum Sparen wieder an und genügend Geld für Investitionen steht zur Verfügung. Langfristig bedeutet das aber auch, dass sich die Zahl der Banken in der EU verringern wird, weil der Ausleseprozess der Marktwirtschaft greift.

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Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 17.06.2013