Zwar ist die Statistik zum Schuldenstand Deutschlands besser ausgefallen, als es die meisten Statistiker befürchtet hatten, allerdings machte sich bei der Staatsverschuldung 2010 die Nachwirkung der weltweiten Wirtschaftskrise 2009 deutlich bemerkbar. So machte die Bundesrepublik mehr Schulden, als es die Europäische Union erlaube. Neben den Folgen der Krise wirkte sich aber auch der äußerst harte Winter zum Ende des Jahres 2010 negativ auf die Finanzlage des Bundes aus.
Erstmals seit fünf Jahren hat Deutschland die Vorgaben zur Staatsverschuldung der Europäischen Union nicht erfüllen können. Im Jahr 2010 betrug der Defizit des Staates rund 3,3 Prozent, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Damit wurde die Grenzmarke von drei Prozent leicht überschritten.
Der Fehlbetrag betrug rund 82 Milliarden Euro, was vor allem aus dem Kampf gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise resultierte. Besonders schwer wirkte sich die staatliche Unterstützung von maroden Banken aus, wodurch die Staatsverschuldung insgesamt stark belastet worden ist. Allerdings fiel die Verschuldung nicht so hoch aus, wie von zahlreichen Experten erwartet worden ist. Als Grund für die relativ positiven Zahlen gilt der deutliche und verhältnismäßig überraschend eingetretene Wirtschaftsaufschwung. Dieser sorgte dafür. dass das Defizit weitaus niedriger ausfiel, als im Vorfeld spekuliert worden ist. Das Wachstum betrug im gesamten Jahr 2010 real 3,6 Prozent.
Die Nichterfüllung der Vorgaben der EU wird für Deutschland wahrscheinlich keine Konsequenzen nach sich ziehen, da die Überschreitung in Höhe von 0,3 Prozent gering ist und andere Länder innerhalb der Union weitaus höhere Defizitquoten verzeichnen werden. Dadurch sehen Experten keine Sanktionsgefahr für Deutschland, da andere Länder weitaus höhere Staatsverschuldungen für das vergangene Jahr vorlegen werden, insbesondere die Krisenländer Irland, Griechenland und Portugal. Auch für Spanien und Italien gehen Experten davon aus, dass die Vorgaben der EU nicht eingehalten werden können.
Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 22.02.2011