Einmal mehr werden die Stimmen nach einem Mindestlohn in Deutschland laut, denn Studien der Universität Duisburg-Essen haben ergeben, dass jeder vierte Deutsche seinen Lebensunterhalt mit einem Gehalt von unter 9,15 Euro brutto bestreiten muss. Betroffen sind 23 Prozent der gesamten Beschäftigen. Bei den hohen Preisen für Energie und Mieten leben die Betroffenen mit ihrem Gehalt an der Armutsgrenze. Die Folgen sind, dass diese Beschäftigen trotz Job auf die Hilfe der Sozialämter angewiesen sind. Umso mehr fordern die Gewerkschaften die Einführung eines Mindestlohnes in allen Bereichen.
Doch die Realität sieht noch drastischer aus, denn tatsächlich liegt der Stundenlohn bei vielen Betroffenen sogar nur bei rund 6,50 Euro. Bei 1,4 Millionen Beschäftigen liegt das durchschnittliche Gehalt sogar bei unter fünf Euro je Stunde, was ein Brutto Gehalt von circa 1.000,- Euro im Monat bedeutet. Das unter solchen Voraussetzungen die Rufe nach einem Mindestlohn für alle Beschäftigten lauter werden, ist nur verständlich. Es ist also zu klären ob ein Gehalt von unter 1.000,- Euro brutto im Monat für eine Vollzeitstelle überhaupt gerechtfertigt ist.
Die Studien haben allerdings noch mehr ergeben. Die Zahl der Arbeitnehmer mit einem sehr niedrigen Gehalt ist vor allem in Westdeutschland in den vergangenen Jahren besonders stark angewachsen. Es handelt sich dabei nicht nur um Teilzeitbeschäftigte, sondern die Hälfte der Betroffenen arbeiten in Vollzeit. SPD und Grüne haben schon seit Jahren einen Mindestlohn für alle Bereiche gefordert, doch diese Forderungen wurden bisher immer von der Union und den Wirtschaftsverbänden abgeblockt. Ein gesetzlicher Mindestlohn könnte allerdings auch die Kaufkraft der Haushalte verbessern, was wiederum die Wirtschaft ankurbeln könnte. Demgegenüber könnten allerdings durch einen Mindestlohn auch Jobs wegfallen. Hier ist also genau abzuwägen, wie umfangreich die Politik in die Verhandlungen über das Gehalt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eingreifen sollte.