Energieversorger EnBW muss Chefposten neu besetzen

Mit dem Atomausstieg Deutschlands haben sich die Prioritäten in der Energiepolitik deutlich verschoben. Mit dem ersten grünen Ministerpräsidenten einer grün-roten Landesregierung in Baden Württemberg wird auch hier ein Wandel in der Energiepolitik angestrebt. Diese veränderte Energiepolitik führte seit langem zu einem angespannten Verhältnis zwischen dem Chef von EnBW und der Landesregierung. Die Folge ist nun der Rücktritt von Hans-Peter Villis als Vorstandschef des drittgrößten Energiekonzerns in Deutschland. Hans-Peter Villis hat dem Aufsichtsratschef von EnBW Claus Dieter Hoffmann mitgeteilt, dass er keine Verlängerung seines Ende September 2012 auslaufenden Vertrages anstrebe. Villis erklärte, dass er aufgrund des fehlenden Vertrauens von Mitgliedern des Aufsichtsrates seine Arbeit nicht mehr fort setzen kann. Damit meinte Villis sicher die beiden Vertreter der Landesregierung Silke Krebs, Staatsministerin der Grünen und Nils Schmidt als SPD Finanzminister und stellvertretendem Ministerpräsidenten Baden Württembergs.

Sicher ist, dass es widersprüchliche Vorstellungen zur Entwicklung der Energiepolitik in Baden Württemberg gibt. In Baden Württemberg hat EnBW zweifellos einen Atomkurs verfolgt. Von allen Stromversorgern Deutschlands hat EnBW führend mit einem Anteil von 51 Prozent auf Atomenergie gesetzt. Nachdem in diesem Jahr auf Grund der Energiepolitik der Bundesregierung zwei der vier EnBW Atomreaktoren zwangsabgeschaltet wurden, geriet EnBW in Schwierigkeiten und rutschte in die roten Zahlen. Für die Weiterentwicklung des Unternehmens habe der der Chef von EnBW, Villis, kein überzeugendes Konzept vorgelegt.

Zum Vertrauensverlust zwischen Landesregierung und dem Chef des EnBW hat sicher auch der Kommunikationsstil von Villis beigetragen. Ohne Absprache mit den Anteilseignern bei EnBW hatte Villis eine Kapitalerhöhung von etwa 800 Millionen Euro gefordert. Die eigenmächtige Erklärung von Villis vor einigen Wochen, dass er den Konzern in den kommenden Jahren als Chef weiter führen werde, wurde ebenfalls mit Kopfschütteln aufgenommen. Das extrem angespannte Verhältnis zwischen der Landesregierung, neben dem kommunalen Zweckverband OEW der zweite Hauptanteilseigner, führte nun zum Rückzug Villis vom Chefposten bei EnBW zum September 2012. Der Finanzminister Schmid nahm die Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis. In den nächsten Monaten wird nun ein geeigneter Nachfolger gesucht.

Der Umbau der Energiepolitik in einem Bundesland wie Baden Württemberg, dass hauptsächlich auf Atomenergie gesetzt hat, ist schwierig und nur mit Zugeständnissen sowohl von Seiten EnBWs und der Landesregierung zu realisieren. Anteil an dieser schwierigen Situation hat auch der beschlossene Atomausstieg der Bundesregierung. Man wird offen und kompromissbereit miteinander reden müssen, um die Zukunft von EnBW wieder erfolgreich zu gestalten.

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Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 07.12.2011