Chancen und Risiken der Finanzinvestitionen in Schwellenländern

Nach der Lehmann – Pleite im September 2008, die die Finanzkrise auslöste, wurden auch in den Schwellenländern Investitionen abgezogen. Das brachte die Wirtschaft und Finanzpolitik in diesen Ländern heftig in Bedrängnis. Während aber so manche europäische Staaten noch immer mit Schwierigkeiten kämpfen und auf Hilfe anderer Staaten angewiesen sind, fließen seit Mitte 2009 wieder Finanzmittel in Investitionen. Die privaten Nettokapitalflüsse in Schwellenländer für das laufende Jahr werden vom Institute of International Finance (IIF) in 2011 auf 960 Milliarden Dollar geschätzt. Und diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen. Die Wirtschaft wächst in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern schon wieder kräftig. Der Internationale Währungsfond (IWF) schätzt die Wachstumsraten in den Schwellenländern auf 6,5 %, während für die Industrieländer Wachstumsraten von 2,4 % in diesem Jahr und 2,6 % im nächsten Jahr geschätzt wird.

Diese Entwicklung bietet für die Schwellenländer große Chancen hinsichtlich der Entwicklung der Wirtschaft, aber natürlich auch Risiken. Die besseren prognostizierten Wachstumsraten, positive Zinsentwicklungen und zu erwartende Währungsaufwertungen ziehen Investoren an. Die Langfristigkeit der Investitionen ist aber nicht gewährt, da Investitionen verstärkt in Anleihemärkte stattfinden. Diese sind aber immer Schwankungen unterlegen. Zudem sind die Finanzflüsse in langfristige Direktinvestitionen weiter rückläufig, würden aber größere Entwicklungseffekte und bessere Chancen für die Schwellenländer bieten.

Eine von niedrigen Realzinsen beschleunigte Kreditvergabe hat zu einem schnellen und hohen Wachstum der Kapitalmärkte und im Immobiliensektor geführt. Aus Erfahrungen jüngster Zeit in USA oder Spanien können diese sich bildenden Spekulationsblasen zu Risiken werden. Weiterer ungebremster Kapitalzufluss könnte diese Blase weiter anwachsen und platzen lassen. Weiterhin erhöhen die Kapitalströme den Inflationsdruck in den Schwellenländern, vor allem durch die gegenwärtige Weigerung eine Aufwertung der eigenen Währung vorzunehmen. Einschnitte im Devisenmarkt zur Vermeidung oder Aufwertung der eigenen Währung erhöhen ständig die Geldmenge und erschweren die Politik der Zentralbank. Werden Investitionen dann schnell wieder abgezogen, erhöht dies zusätzlich den Druck auf die Inflation.

Diese beschriebenen Risiken bieten aber auch Chancen für Schwellenländer. Mit einer strengeren Regulierung des Finanzmarktes könnte den Risiken entgegengewirkt werden. Allerdings würde dies zu einer Erhöhung der Zinsen führen und somit zur Zunahme des Geldflusses. Der einheimische Währungsdruck wäre erleichtert und gleichzeitig würde die internationale Kaufkraft gestärkt und Importe verbilligt werden. Allerdings befürchten viele Schwellenländer dann um ihre Exportkraft und Wettbewerbsverlust.

Eine große Anzahl von Schwellenländern versuchen daher, durch Kapitalverkehrskontrollen den Zufluss ausländischen Kapitals zu begrenzen. Eine geordnete gemeinsame Anhebung der Währung von mehreren Schwellenländern würde die Wettbewerbsfähigkeit untereinander erhalten. Alle Staaten sind auf die Kooperation der großen Wirtschaftsnationen angewiesen, zu denen auch die Schwellenländer gehören. Allerdings wird es in der rasanten Entwicklung und Vernetzung der Wirtschafts- und Finanzpolitik auch immer schwieriger gemeinsame Lösungen zu finden, die mit den nationalen Interessen im Einklang stehen.

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Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 03.05.2011