Schlechte Nachrichten für die Anleger des Modeunternehmens Esprit: Der Reingewinn sank das dritte Jahr in Folge. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2010/2011 beträgt der Rückgang 98 Prozent. Zwar hatte der Chef der Konzernspitze Ronald von de Vis Anfang September bereits Gewinnerwartungen der Anleger gedämpft und einen weiteren Rückgang angekündigt, jedoch war der Einbruch in dieser Höhe nicht erwartet worden. In der Folge stürzte der Aktienkurs des in Hongkong ansässigen Unternehmens drastisch ab. Die Aktien verloren im Verlauf des Jahres damit fast die Hälfte ihres Wertes.
Alle Textilunternehmen leiden unter einem veränderten Konsumverhalten und den derzeitigen hohen Baumwollpreisen, die nicht in voller Höhe an die Kunden weitergegeben werden können, doch Esprit trifft diese Krise besonders schwer. Der Chef des Textilherstellers van der Vis, der seit zwei Jahren an der Konzernspitze steht, kündigte einen radikalen Umbau des Unternehmens an. Esprit wird sich aus den unrentablen Ländern wie Dänemark und Schweden oder Spanien zurückziehen. Hier ist die Konkurrenz durch das schwedische Unternehmen Hennes und Mauritz H&M besonders groß. Auch ein Teil der deutschen Filialen soll geschlossen werden. Esprit-Läden in Nordamerika will das einst in Kalifornien gegründete Unternehmen ebenfalls aufgeben.
Neben den Schließungen, die das Unternehmen viele Milliarden Dollar kosten werden, sollen die wachsenden Märkte in Asien neuer Schwerpunkt der Bekleidungsläden werden. Ob dieses gelingen wird, ist derzeit fraglich, die Konkurrenz in Asien ist groß. Bei den Asiaten gelten eher H&M oder Zara als Produzenten hochwertiger Markenware. Esprit ist immerhin seit 20 Jahren in China vertreten, hat es jedoch bisher nicht zu durchschlagendem Erfolg gebracht. Nur 12 Prozent des Umsatzes entfallen auf den chinesischen Markt. Chef van der Vis steht in jedem Fall vor einer schweren Aufgabe.