Die Finanzkrise in Europa ist auch an Portugal nicht spurlos vorübergegangen. Um die Staatsschulden zu verringern, werden Flughäfen privatisiert. Nach einem harten Bieterkampf wurden 95% der Anteile an einen französischen Baukonzern veräußert.
Frankreich bekommt den Zuschlag
Der Poker um die portugiesischen Flughäfen ist vorbei: Der französische Bau- und Dienstleistungskonzern Vinci kauft 95% der Anteile der portugiesischen Flughäfen. Insgesamt geschieht dies zu einem Preis von etwa drei Milliarden Euro. Der Konzern erhält damit das Recht, die Flughäfen im nächsten halben Jahrhundert, also für 50 Jahre zu betreiben. Damit wurde unter anderem Fraport übertrumpft, der Frankfurter Flughafenbetreiber hatte ebenfalls Interesse gezeigt, konnte aber mit dem Angebot letztlich nicht überzeugen. Somit werden die sieben portugiesischen Flughäfen, die vorher von ANA betrieben wurden, nun von französischer Hand geführt.
Vinci verspricht sich gute Gewinne
Der Umsatz von ANA betrug 2011 etwa 430 Millionen Euro, wobei ein echter Gewinn von 76,5 Millionen blieb. Diese Zahlen erhofft sich natürlich auch das Unternehmen Vinci, welches in Frankreich und Kambodscha schon weitere Flughäfen besitzt. Die Anteile von ANA sind deshalb so interessant, weil der Staatsbetrieb durchaus hohen Profit verspricht und die Flughäfen wichtige Drehkreuze in beliebte Feriengebiete sind. Denn nicht nur die großen Flughäfen wie Lissabon und Porto gehören dazu, sondern auch kleinere Flugplätze, die aber viele Touristen in wichtige Ferienregionen wie etwa die Algarve oder auf die Azoren bringen.
Ist die Staatskrise nun vorbei?
Natürlich lässt sich eine Staatskrise auch nicht mit einem solch großen Geschäft auf einen Schlag beheben. Aber durch das 2011 gestartete Privatisierungsprogramm ist Portugal insgesamt auf einem guten Weg. Das Soll ist sogar übererfüllt und lässt ein wenig Spielraum und verschafft Zeit. Die Auflagen der internationalen Geldgeber müssen erfüllt werden, ein radikales Sparprogramm und die Beschaffung von Kapital sind nötig. Die Privatisierung in vielen Bereichen hat nun im Endeffekt sogar mehr Geld eingebracht, als ursprünglich berechnet. 5,5 Milliarden lautete das Mindestziel der portugiesischen Regierung, 6,4 Milliarden sind bisher geworden. Dabei ist die Privatisierung noch nicht einmal ganz abgeschlossen. Bisher wurde Kapital des Energieversorgers REN (40%) und des Stromgiganten EDP (gut 20%) veräußert. Anteile an der Post, der Wasserbetriebe und an Schiffswerften sollen noch folgen.
Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 29.01.2013