Konzernumbau: Worüber Siemens nicht berichtet

Siemens will sein Geschäft mit Großstädten und Infrastrukturwirtschaft immens ausbauen und außerdem seine Tochtergesellschaft Osram veräußern. Damit wird der Konzern nach etwa drei Jahren wieder stark umgebaut und der Vorstand erneut vergrößert, obwohl dieser erst vor drei Jahren vom Konzernchef Peter Löscher verkleinert worden ist. Bislang bestand der #id=1080;name=Siemenskonzern;# aus drei Säulen, wobei jede Säule jeweils ein global agierendes Großunternehmen ist. Die drei bisherigen Säulen sind Industrieanlagenbau, Bau von Kraftwerken und Medizintechnik. Nun wird die Konzernstruktur um eine vierte Säule erweitert werden und unter dem Namen Infrastructure and Cities eingerichtet. Dabei handelt es sich um die Aktivitäten, wo es vorrangig um staatliche oder öffentliche Auftraggeber geht. Sowohl der Kauf von Stromnetzen, Bahnlinien und Gebäudetechniken gehört dazu.

Dadurch wird der bestehende Industriesektor zwar verkleinert, allerdings besteht er weiterhin aus rund 100.000 Mitarbeitern. Hingegen will man sich bei Siemens von einer Tochterfirma trennen, dem Lichtkonzern Osram. Das Unternehmen wurde mit der AEG kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges gegründet und ging 1978 vollständig in die Hände des Konzerns über. Weltweit sind derzeit knapp 40.000 Personen bei Osram angestellt, allerdings will man von der Tochtergesellschaft nur noch einen Minderheitsanteil tragen und die restlichen Firmenanteile verkaufen. Die Ankündigung von Siemenschef Löscher, dass man Osram zum Herbst diesen Jahres als Aktiengesellschaft an der Börse installieren möchte, klingt daher etwas fragwürdig. Denn eigentlich gehört das Unternehmen als Konzernteil bereits zur Börse. Experten sind sich einig, dass es sich kaum um finanzielle Gründe handelt, denn Siemens ist ein Konzern mit genügend Reserven für neue Investitionen und Zukäufe.

Auch beim Thema Kernenergie schweigt Löscher und nährt damit Spekulationen um die Ausrichtung des Konzerns im Bereich Energie-Wirtschaft. Derzeit gelangt keine Aussage von Siemens zur Kernenergie nach dem Unfall in Fukushima nach außen. Die Schweigsamkeit wird mit einem laufenden Schiedsgerichtsverfahren begründet, was derzeit mit Areva, einem französischen Nuklearkonzern, ausgetragen wird. Beide Konzerne haben eine Tochterfirma, die Areava NP, aus der Siemens seinen Rückzug plant. Die Anteile von 34 Prozent sollen an Areva übergehen. Doch damit will Siemens nicht den Rückzug aus der Kernenergie beschreiten, sondern sieht vielmehr Wachstumspotentiale in diesem Bereich. Allerdings wolle man nicht als Juniorpartner von Areva agieren, sondern sich lieber auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit Russland konzentrieren. Mit dem Staatskonzern Rosatom hatte Löscher bereits 2009 eine Vorvereinbarung zur Gründung einer Atom-Gemeinschaftsfirma unterzeichnet. Dagegen hat Areva geklagt und nun liegt das Projekt zunächst auf Eis. Erst wenn das Urteil im Schiedsgericht gefallen ist, muss sich der Konzern zu seiner künftigen Energiewirtschaft bekennen.

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Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 02.04.2011