Neue Regeln für Banken sind unzureichend

Die neuen Regeln für die Banken gehen laut Expertenmeinungen derzeit ins Leere und daher fordern Aufseher härtere Auflagen. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, schwärmte im Sommer des Jahres 2004 noch davon, dass mit den damals beschlossenen Vorschriften zum Eigenkapital im Regelwerk „Basel II“ mehr Sicherheit für die Banken gewonnen werde und dass das gesamte Finanzsystem dadurch gestärkt und verbessert werde. Heute hingegen sind sich Finanzexperten darüber einig, dass die Finanzkrise im Wesentlichen erst durch „Basel II“ entstehen konnte, da die Banken vermehrt waghalsige Geschäfte abwickelten. Philip Davis, Finanzexperte, spricht davon, dass die Banken zur Zeit der Wirtschaftskrise hoffnungslos unterkapitalisiert gewesen sind, woraus der Finanzcrash resultierte.

Um künftig derartige Erschütterungen der Finanzwelt vermeiden zu können, wurde im September des vergangenen Jahres „Basel III“ als neue Regeln von den Industrienationen verabschiedet. So ist darin vorgesehen, dass Banken bis zum Jahr 2019 im Falle einer Kreditvergabe mindestens sieben Prozent davon an hartem Eigenkapital beseite legen. Bisher müssen Banken nur zwei Prozent davon absichern. Besonders für die EZB sind dies wesentliche Neuregulierungen. Außerdem werden mit „Basel III“ auch klarere Definitionen, was eigentlich Eigenkapital sei, vorgebracht. Auch wenn man in den vergangenen Monaten große Hoffnungen in das neue Regelwerk gelegt hatte, einiges deutet derzeit darauf hin, dass es noch härterer Maßnahmen zur Regulierung der Wirtschaft bedarf. Vermehrt kommen Studien zu dem Schluss, dass „Basel III“ zu lasch ausgerichtet sei. Die Gefahr einer neuen Bankenkrise sei kaum kleiner geworden.

Der Chef der englischen Finanzmarktaufsicht, Adair Turner, kommt zu dem Ergebnis, dass die Eigenkapitalauflagen für Kreditinstitute wesentlich strenger sein müssen, als bisher festgelegt. Ähnliche Argumente zum Finanzsystem bringen auch andere Kredit- und Wissenschaftsinstitute vor. So müssen die Aufseher nicht nur wesentlich mehr, sondern zunehmend auch besseres Eigenkapital zur Absicherung von den Banken verlangen dürfen. Auch sollte nach Expertenmeinungen das „harte Kapital“ einer Bank immer dem „weichen Kapital“ überwiegen und das „weiche Kapital“ nicht mehr als Eigenkapital bewertet werden dürfen. Ein Team um den Bank-of-England-Ökonomen David Miles stellte fest, dass die Quote an Eigenkapital mindestens doppelt so hoch sein müsste, wie es bei „Basel III“ vorgeschrieben worden ist. Nur so könne man sich einer idealen Situation auf dem Bankensektor annähern. Erst ab einer Quote von 16 bis 20 Prozent ist ein stabiles Finanzsystem realistisch und das Verhindern neuer Krisen für die Wirtschaft möglich.

Tags: , , ,
Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 29.03.2011