Steit um Atomkraft auf RWE-Hauptversammlung

Wie erwartet stand die Kernenergie im Mittelpunkt der diesjährigen Hauptversammlung des RWE Konzerns in Essen. Nachdem der Vorstandsvorsitzende Großmann sich bereits öffentlich vehement gegen das Moratorium der Bundesregierung ausgesprochen und dagegen eine Schadenersatzklage eingereicht hat, ging er auch bei dieser Gelegenheit voll auf Konfrontationskurs. Er betonte, dass alle deutschen Kernkraftwerke die geltenden Sicherheitsstandards erfüllen und deswegen überhaupt keine Veranlassung bestehe, aus der Atomkraft auszusteigen. Die Ereignisse in Japan hätten keinerlei Auswirkung auf diese Tatsachen.

Damit bezieht der RWE-Chef eine Position, die im scharfen Widerspruch zu mindestens eines beträchtlichen Teils seiner Aktionäre steht. Insbesondere Vertreter der Kommunen, die auch im Aufsichtsrat von RWE sitzen, drängen auf einen raschen Atomausstieg.

Großmann erklärte, dass er als Vorstandsvorsitzender dazu verpflichtet sei, das Interesse der Aktionäre durch eine Klage gegen das Moratorium wahrzunehmen, denn ihnen entstünden allein durch die Abschaltung des Kernkraftwerkes Biblis Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. Insgesamt habe die Kernenergie mit etwas mehr als einer Milliarde Euro zu dem Unternehmensergebnis von knapp 7 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr 2010 beigetragen. Er wies darüber hinaus auch darauf hin, dass der Verzicht auf die Nutzung der Kernenergie zu einem drastischen Anstieg der Strompreise führen werde, unter dem die deutsche Wirtschaft zu leiden habe.

Die Hauptversammlung fand in aufgeheizter Atmosphäre statt: Mit Trillerpfeifen, Transparenten und Plakaten gelang es Demonstranten ebenso wie mit einer kurzen Sitzblockade, den Ablauf des Aktionärstreffens empfindlich zu stören. Mit Zwischenrufen fielen sie dem RWE-Chef immer wieder ins Wort, wenn der sich für die Atomkraft stark machte. Dieser zeigte sich von den Protesten unbeeindruckt und fand auch bei einem großen Teil der anwesenden Aktionäre Rückendeckung für sein Festhalten an der Atomenergie.

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Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 22.04.2011