Strauss-Kahn-Nachfolge: französische Wirtschaftsministerin Lagarde kandidiert

Frankreichs Wirtschaftsministerin Christine Lagarde gab ihre Kandidatur für die Nachfolge der Führung des Internationalen Währungsfonds (IWF) bekannt. Der frühere Chef Dominique Strauss-Kahn legte den Posten kürzlich ab, nachdem er in New York der Vergewaltigung bezichtigt und festgenommen wurde. Christine Lagarde wird in ihrer Kandidatur von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sowie Premierminister François Fillon uneingeschränkt unterstützt. Auch in anderen europäischen Staaten erhielt Lagarde für ihre Bekanntgabe Zustimmung. Sowohl Deutschland als auch Großbritannien äußerten Zustimmung für ihre Kandidatur.

Allerdings erhielt Lagarde auch Kritik. Der Grund dafür ist die Nationalität der 55-jährigen Juristin: Bislang besetzten traditionellerweise die USA den Posten des Weltbank-Chefs, während die Europäer automatisch den Posten IWF-Vorstehers übernahmen. Dieser unausgesprochene Automatismus soll nun enden, verkündete unter anderem Moskaus Botschafter Alexander Orlow. Stattdessen solle der zukünftige Chef lieber aus einer der aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie Brasilien, China oder Russland kommen. Die Kritik beträfe nicht Christine Lagarde persönlich. Die EU betonte dagegen die uneingeschränkte Unterstützung von Lagarde. Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass der IWF nach der Euro-Krise und der Belastung durch die Rettungspakete für Portugal, Irland und Griechenland einen Verbündeten in der Nachfolge der Position sehen möchte.

Heikel gilt Lagardes Kandidatur auch, weil Vorwürfe wegen Amtsmissbrauch gegen sie im Raum stehen. Die Ministerin sprach 2007 dem Skandalunternehmer Bernard Tapie in seinem Rechtsstreit mit der Bank Crédit Lyonnais eine Entschädigung von 285 Millionen Euro zu. Am 10. Juni entscheidet der Gerichtshof der Republik, ob gegen Lagarde Ermittlungen aufgenommen werden. Kritiker fürchten, dass nach Strauss-Kahn nun erneut ein Skandal den IWF erschüttern könnte und fordern daher, dass eine umstrittene Neubesetzung unbedingt vermieden werden muss.

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Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 26.05.2011