Der längst zur Realität gewordene Fachkräftemangel stellt Unternehmen vor Probleme. Der demographische Wandel verschärft die Lage zusätzlich. Die Personalabteilungen müssen heute kreativ sein, um das Interesse geeigneter Fachkräfte zu wecken.
Viele offene Stellen
Während noch vor zehn Jahren ein Mangel an Ausbildungsstellen und offenen Positionen für Fachkräfte den deutschen Arbeitsmarkt belastete, hat sich die Lage in vielen Bereichen mittlerweile in das Gegenteil verkehrt. Bisher sind die Großstädte von dieser Entwicklung zwar noch weitestgehend verschont geblieben, vor allem Betriebe in ländlicheren Gegenden klagen jedoch über ein zu geringes Angebot an Ingenieuren, IT-Experten oder Pflegekräften. Früher wurden ähnliche Engpässe meist über höhere Gehälter überwunden, mittlerweile reicht das jedoch längst nicht mehr. Besonders junge Eltern sind heute oft nicht mehr dazu bereit, für den Job Abstriche bei der Kindererziehung zu machen. Kita-Stellen sind in Deutschland gerade in diesen Gegenden jedoch rar und vor allem teuer.
Mittlerweile haben viele Betriebe diese Situation erkannt und ihr Angebot für potenzielle Bewerber entsprechend angepasst. So sind Stellen mit Home Office heute wesentlich leichter zu finden als noch vor einigen Jahren. Einige Firmen verfügen sogar über eigene Einrichtungen und Personal zur Kinderbetreuung. Ein solches Angebot können sich kleinere Unternehmen natürlich nicht immer leisten. Doch auch hier wird versucht, den jungen und familienbewussten Bewerbern die Entscheidung für die Stelle schmackhaft zu machen. Teilweise wird etwa finanzielle Unterstützung bei der externen Kinderbetreung gewährt, auch Wickeltische und Krabbelecken sind in deutschen Büros längst keine Seltenheit mehr.
Der Trend hält an
Unternehmen, die auf eine nur kurze Dauer dieses Fachkräftemangels setzen, liegen falsch. Tatsächlich spricht vor allem der demographische Wandel dafür, dass die Engpässe in der Zukunft noch dramatischer werden. So sind heute viele Stellen mit Mitgliedern der sogenannten Baby Boom Generation in den 60ern besetzt. Diese Arbeitnehmer sind heute um die 50 Jahre alt und werden in spätestens 15 Jahren in die Rente gehen. Aufgrund der seit langer Zeit rückläufigen Geburtenraten in Deutschland können diese Stellen jedoch nicht vollständig mit jungen Fachkräften besetzt werden.
Deshalb erinnern sich die Personalabteilungen heute wieder an einige Bewerbergruppen, die zuvor eher stiefmütterlich behandelt wurden. War es noch vor wenigen Jahren für ältere Arbeitnehmer sehr schwierig, eine angemessen bezahlte Stelle zu finden, erkennen die Unternehmen heute das Potenzial dieser oft mit viel Berufs- und Lebenserfahrung ausgestatteten und besonders motivierten Generation. Zudem werden Stellenangebote immer häufiger auch im Ausland geschaltet. Dort finden sich oft hochqualifizierte Fachkräfte, denen neben einem guten Gehalt auch kostenlose Sprachkurse sowie Hilfe bei Wohnungssuche und Umzug angeboten werden.
Veröffentlicht in Arbeitgeber am 20.11.2014