Yahoo – geschönter Lebenslauf zwingt Chef zur Kündigung

Unter dem Verdacht stehend, seinen Lebenslauf mit einem Abschluss in Computerwissenschaften geschönt zu haben, ist der bisherige Chef des Internetkonzerns Yahoo, Scott Thompson, von seinem Posten zurückgetreten. Ross Levinsohn übernimmt die Leitung des Unternehmens, bis ein neuer Chef durch den Verwaltungsrat eingesetzt wird. Yahoo hatte in letzter Zeit immer wieder mit der Konkurrenz zu Google und Facebook zu kämpfen. Es musste dringendst, nach dem Rausschmiss von Carol Bartz im September 2011, ein neuer, gut kehrender Besen her, den man in Person von Scott Thompson fand. Thompson übernahm erst im Januar den Chefposten und war damit der dritte Yahoo-Chef innerhalb von drei Jahren.

Doch war diese Rechnung wohl ohne Daniel Loeb gemacht worden, der über seinen Hedgefonds 5,8 % der Yahoo-Anteile hält. Loeb wollte schon seit längerer Zeit Einfluss auf die Geschicke des Konzerns nehmen. Nachdem sein Wunschkandidat, Ross Levinsohn, es im Januar nicht auf den Chefsessel schaffte, hat Loeb immer wieder gegen Scott Thompson geschossen und dessen Entscheidungen kritisiert. Er war es auch, der laut eigener Aussage, über eine einfache Google-Suche feststellte, dass Thompson gar keinen Abschluss in Computerwissenschaften der entsprechenden Uni haben konnte. Die Universität bot diesen Abschluss erst Jahre nach dem Universitätsbesuch von Thompson an. Selbstverständlich hat Loeb der Börsenaufsicht die entsprechende Information zukommen lassen.

Der Eklat hatte zur Folge, dass Mitglieder des Verwaltungsrates, die eigentlich erst im Laufe des Jahres ersetzt werden sollten und sich für die Einsetzung von Scott Thompson als Chef erklärt hatten, ihre Posten sofort zur Verfügung stellten. Loeb hat sein Ziel erreicht, denn er selbst und zwei seiner Vertrauten, Michael J. Wolf und Harry Wilson, ziehen nun in den Verwaltungsrat ein.

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Veröffentlicht in Wirtschaft-News am 14.05.2012